Walter Mittelholzer

(1894 - 1937)

 

 Schweizer Luftfahrtpionier.  

 

Aufnahme in die Swiss Supply Chain Hall of Fame 

an der Benefizgala vom 22. September 2021

 

Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz

 

 Gründer der ersten Schweizer Fluggesellschaft, Mitbegründer der Swissair, Fotograf, Pilot und Reiseschriftsteller 

 

Walter Mittelholzer gilt als «Der Schweizer Flug- und Luftfahrtpionier», war u.a. Fotograf und Reiseschriftsteller sowie Dozent für Flugwissenschaften an der Hochschule Zürich. Im April 1919 gründete Mittelholzer als Fünfundzwanzigjähriger gemeinsam mit seinem ehemaligen Fluglehrer Alfred Comte die erste schweizerische Fluggesellschaft «Aero-Gesellschaft Comte, Mittelholzer & Co., Luftverlagsanstalt und Passagierflüge», aus der 1920 zusammen mit anderen Unternehmen die "Ad Astra Aero" entstand, deren Fotoabteilung er übernahm. Seit 1931 war er Direktor und Chefpilot der aus der «Ad Astra Aero» und der «Balair» hervorgegangenen "Swissair". Sein grösstes fliegerisches Unternehmen war 1926/27 der Afrikaflug Zürich-Kapstadt mit einer Dornier-Merkur-Maschine. 1930 überflog er als Erster den 6000 Meter hohen Kilimandscharo in Afrika.

 

Rückblende ins Jahr 1922: Am 22. März sollte der damals 28-jährige Walter Mittelholzer ein Flugzeug von Mailand nach Zürich fliegen. Über den Alpen wurde er von dichtem Nebel überrascht. Er verlor die Orientierung und stürzte auf ein Schneefeld auf der Alp Riseten. Nach einer langen Odyssee gelangte er ins Tal und fand Hilfe. Später schrieb er darüber: «Wie ein Gespenst starrten mich die beiden Saaltöchter des kleinen Bahnhof-Gasthauses an, als ich in voller Fliegerausrüstung, den Sturzhelm über dem blutüberströmten Gesicht, zur Mitternachtsstunde in den Lichtkreis der Lampe trat.»

 

Das Fliegen war Mittelholzers Passion. Geboren wurde er 1894 in St. Gallen. 1911 begann er eine Lehre zum Fotografen. Die Fotografie war es denn auch, die ihn zur Fliegerei brachte. Er war 20 Jahre alt, als der Erste Weltkrieg ausbrach und er ein Jahr später als Fotograf zu der damals noch jungen Fliegertruppe stiess. Mittelholzer selbst war gefesselt von diesem Erlebnis, weit über der Erde zu fliegen. 1917 trat er deshalb in die Pilotenschule ein und bereits ein knappes Jahr später erhielt er das militärische Fliegerpatent. Der Anfang der zivilen Luftfahrt in der Schweiz begann kurz nach dem Krieg, denn die Ausgangslage war gut: Zahlreiche Flugzeuge waren vorhanden, die nicht mehr militärisch genutzt wurden und nun auf eine andere Verwendung warteten. Eine neue Industrie konnte sich damit entwickeln.

 

In den 1920er-Jahren waren Luftpostsendungen und auch Luftbildfotografien die wichtigsten Einnahmequellen. Der Alpenflug am 21. Juli 1921 war der erste wirkliche Passagierflug mit fünf Passagieren in der Junkers F-13, damals noch ohne Passagierraum und Bestuhlung. Die Verkehrsflugzeuge mussten erst noch «erfunden» werden; ab Mitte der 1930er-Jahren etablierte sich dann die DC-3 der amerikanischen Douglas. 1931 entstand aus einer Fusion verschiedener Fluggesellschaften die Swissair – dem Inbegriff der damaligen Schweizer Zivilluftfahrt. Walter Mittelholzer war der erste Kapitän der Swissair und galt gleichzeitig als ihr Aushängeschild. Er war stets mehr als das Gesicht der Schweizer Luftfahrt, als der Kapitän in der flotten Uniform. Er war immer auch der fotografierende Pilot, der fliegende Fotograf, der Abenteurer, dem «das Vaterland irgendwann zu klein wurde», wie der Schweizer Ballonpionier Auguste Piccard es ausdrückte. Als erster Mensch flog Mittelholzer 1923 zum Nordkap und nach Spitzbergen. 1927 brach er mit einem Wasserflugzeug nach Kapstadt auf, womit Afrika zum ersten Mal von Norden nach Süden mit einem Flugzeug durchquert wurde. Drei Jahre später, 1930, überflog er als Erster den höchsten Berg Afrikas, den Kilimandscharo.

 

Im Zeitalter von Google Earth ist es schwer verstehen, welche Anziehungskraft die damals aussergewöhnliche Vogelperspektive ausübte. 25’000 Flugaufnahmen, Bücher, in elf Sprachen übersetzt, Filmaufnahmen, die als Medienereignis ersten Ranges gefeiert wurden, erzählen von seinem umtriebigen Schaffen. Laut Umfragen soll Walter Mittelholzer damals der populärste Mann in der Schweiz gewesen sein. Walter Mittelholzer stürzte 1937 auf einer Klettertour an der Südwestwand der Stangenwand in der Steiermark mit seiner Seilschaft zu Tode, verursacht vermutlich durch Steinschlag.

 

Begründung durch das Nominierungsgremium: 

 

Walter Mittelholzer steht stellvertretend mit weiteren Flugpionieren und Piloten aus dieser Zeit wie Alfred Comte, Balz Zimmermann, Oskar Bider, Fritz Rihner und Henri Pillichody mit deren abenteuerlichem Pioniergeist für die Anfänge der Schweizer Passagierflüge und Luftfracht-Transporte und damit der Versorgungskette via Luftwege. Dank deren Enthusiasmus, Mut und  Pioniergeist war die Schweiz damals zu Beginn des 19. Jahrzehnts früh an den Anfängen der weltweiten Entstehung der modernen zivilen Luftfahrt mit dabei.   

 

1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, wurde zu Ehren Walter    Mittelholzers beim Flughafen Dübendorf feierlich ein  Denkmal eigeweiht. Damit wurde Mittelholzers Status als Schweizer Nationalheld von General Henri Guisan, Bundesrat Elio Celio und weiteren anwesenden Ehrengästen öffentlich zementiert. 

 

Natürlich war der Standort des Denkmals kein Zufall: Mittelholzer hatte sich als Pilot und Unternehmer um den Auf- und Ausbau der zivilen Luftfahrt der Schweiz und den Flugplatz 

Dübendorf in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg verdient gemacht. Er war Mitbegründer, Direktor und Chefpilot der Zürcher Fluggesellschaft Ad Astra Aero. Mit der Fusion der Ad Astra Aero und der Balair zur Swissair von 1931 wurde  Mittelholzer technischer Direktor dieser ersten nationalen Airline.

 

Das Denkmal von Walter Mittelholzer steht seit 2019 im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern.