Dr. Alfred Waldis

(1919 - 2013)

 

 Gründer und erster Direktor des Verkehrshauses der Schweiz

 

 Aufnahme in die Swiss Supply Chain Hall of Fame

(vormals Logistics Hall of Fame Switzerland)

am 18. Mai 2016 

 

 Filmbericht und Interviews zur Aufnahme von Dr. Alfred Waldis


Interview

Rolf Waldis

Sohn von

Alfred Waldis

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Interview

Franz Steinegger

Präsident

Verkehrhaus der Schweiz

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Interview

Martin Bütikofer

Direktor

Verkehrhaus der Schweiz

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Alfred Waldis wurde 1919 in Luzern geboren. 1937 trat er als Stationslehrling in den Dienst der SBB und wurde mit der Logistik bereits sehr früh konfrontiert: Als Stationsbeamter, wo Güterzüge während des Krieges im 20-Minuten-Takt über den Gotthard fuhren und dann als Beamter im Fahrplan-Büro mit komplexen Planungs- und Dispositions-Herausforderungen. Später wechselte er in die Kreisdirektion Luzern und wurde Anfang 1957 als Direktor zum Aufbau des geplanten Verkehrshauses berufen. Waldis war von 1957 bis 1990 für das Verkehrshaus tätig. Zunächst war er Direktor, dann Delegierter für Ausbau und Spezialfragen und schliesslich Präsident des Verkehrs- und Kommunikationsmuseums.

 

Das Museum wurde am 1. Juli 1959 eröffnet. Es war bereits im ersten Betriebsjahr das meistbesuchte Museum der Schweiz. Dass er bei der Eröffnung «seines» Verkehrshauses am 1. Juli 1959 die Besucher auf einer Tafel ausdrücklich zum Fotografieren aufforderte, geriet manchem von Alfred Waldis' Museumsdirektoren-Kollegen in den falschen Hals. Die kleine Anekdote aus einer Zeit, als Museen noch grundsätzlich langweilig und verstaubt zu sein hatten, illustriert wunderbar den Stil und die museumspädagogische Philosophie des damals knapp 40-jährigen Gründungsdirektors des Schweizerischen Verkehrsmuseums und früheren SBB-Beamten. Sein Museum sollte eine lebendige Institution sein und die Faszination der Verkehrtechnik handfest vermitteln. Diese Faszination bewegte Alfred Waldis sein ganzes Leben lang. Bis weit über seine Pensionierung im Jahr 1979 hinaus sog er technisches Wissen buchstäblich in sich auf und verblüffte seine Gesprächspartner immer wieder mit seinen fast grenzenlosen Kenntnissen. Dabei wirkte er nie akademisch abgehoben, sondern zog seine Zuhörer mit lebhaftem, Anekdoten-gespicktem Erzählfluss und viel Charme in seinen Bann. Waldis wurde schnell ein international renommierter Fachmann und mehrfach ausgezeichnet. Er vernetzte Verkehrspioniere, Wissenschafter und Politiker, er war unter anderem Mitgründer des Internationalen Verbands der Verkehrsmuseen, sass in Museums-Ausschüssen mehrerer Länder Europas und auch der USA, war Präsident schweizerischer und internationaler Museumsverbände und trug durch seine internationale Tätigkeit viel zum exzellenten Ruf des Verkehrshauses bei.

 

1969 iniitierte Waldis das erste Planetarium der Schweiz. Danach trieb er den weiteren Ausbau etwa mit einer Raumfahrthalle, dem Hans Erni Museum und einem 360-Grad-Kino voran. 1996 wurde das Imax-Filmtheater eröffnet, dessen Planung Waldis als Präsident 1984 eingeleitet hatte. Als Visionär und Macher hat Waldis den Aufbau und die Entwicklung des Verkehrshauses massgeblich geprägt. Waldis wurde für seine Tätigkeit mehrfach ausgezeichnet. Darunter ist etwa ein Spezialpreis des Europarates 1980. Zuletzt erhielt er 2007 den Tourismus-Award vom Tourismus Forum Luzern. Daneben verfasste er in populärer, verständlicher Sprache Dutzende von Artikeln, Broschüren und Bücher. Bis ins hohe Alter trieb er Sport und schwamm fast täglich seine Runden im öffentlichen Schwimmbad. Und auch als die Kräfte allmählich nachliessen, blieb er bis zuletzt ein geistig wacher und lebhafter Gesprächspartner.

 

Logistik, Transporte und Spedition hatten und haben im Verkehrshaus neben den klassischen Personenverkehren mit Bahn, Schiff und Flugzeug immer eine grosse Rolle gespielt. Eine permanente Nutzfahrzeug- und Cargoausstellung zeigt dem interessierten Publikum eindrücklich die Geschichte und den Nutzen der Branche von gestern, heute und morgen. Aber auch zeitlich begrenzte Spezialausstellungen widmen sich immer wieder dem Logistikthema: 2013 - im Todesjahr von Alfred Waldis - hat das Verkehrshaus der Schweiz zusammen mit über 40 Partnerfirmen aus der Branche Cargo/Logistik eine faszinierende und einzigartige «Spezial – Logistik- und Speditionsausstellung» konzipiert und umgesetzt. Im Zentrum der Ausstellung standen rund 40 Container, Logistikgeräte und Transporter. Die Container dienten dabei als Ausstellungs- und Interaktionsräume – dies ganz besonders mit Fokus auf junge und junggebliebene Gäste.

 

Das Verkehrshaus der Schweiz ist das vielseitigste Verkehrs- und Kommunikationsmuseum in Europa und das meistbesuchte Museum der Schweiz. Mit seiner unvergleichlichen Netzwerkarbeit und seinem Organisationstalent hat Alfred Waldis nachhaltige Werte für kommende Generationen geschaffen – gerade auch für die Schweizer Transport- und Logistiklandschaft. Alfred Waldis ist am 10. Juli 2013 in Luzern an den Spätfolgen eines Sturzes gestorben. «Egal, wie viele Direktoren noch kommen. Alfred Waldis wird immer Mister Verkehrshaus bleiben.» schrieb die Neue Luzerner Zeitung zu dessen Tod.

 

Chronologisch

Geboren: 7.9.1919 - Gestorben: 10.7.2013
Bürger und Ehrenbürger von Luzern; Verheiratet, drei Kinder


Ausbildung und Beruf


1926 – 1937 Schulen in Luzern
1937 – 1939 Stationslehre bei der SBB
1940 – 1942 Stationsbeamter
1942 – 1956 Verschiedene Tätigkeiten zuletzt im Rechtsdienst bei der Kreisdirektion der SBB
in Luzern
1957 – 1979 Direktor des Verkehrshauses der Schweiz
1979 – 1981 Delegierter des Verkehrshauses für Ausbau und Spezialfragen
1981 – 1990 Präsident des Verkehrshauses


Auszeichnungen


1972 Kulturpreis der Innerschweiz
1973 Zusammen mit Jacques Piccard Erhalt der Nicolaus-Kopernicus-Medaille des deutschen
Kuratoriums «Der Mensch und der Weltraum»
1973 Diplôme Paul Tissandier der Fédération Aéronautique Internationale, Paris
1975 LUPO-Medaille des Schweizerischen Aero-Philatelisten-Vereins
1975 Preis «Centro Europeo» der internationalen Institution für Wirtschaftsförderung, Schaan/FL
1975 Goldmedaille der Luftpost Ausstellung
1976 Mitglied der Academica Cosmologica Nova, München
1976 Ehrenadresse der ETH
1977 Ehrendoktor (Dr. oec. h. c.) der Hochschule St. Gallen für Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften
1980 Spezialpreis des Europarates
1984 Ehrennadel der Stadt Luzern
1990 Ehrenpräsident des Verkehrshauses
2005 Ehrenbürger der Stadt Luzern
2007 Tourismus-Award vom Tourismus Forum Luzern